The Forschungskolleg Humanwissenschaften: Events
Thursday, 25 October 2018, 19:00
Venue: Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg, lecture room
Forschungskolleg Humanwissenschaften, Werner Reimers Stiftung, Villa VigoniLecture
Gabriele Clemens (Saarbrücken)
»Deutsches Mäzenatentum und der italienische Kunstmarkt«Der Vortrag ist Teil der Reihe
»Vorreiter Europas? Deutsch-italienische Wirtschaftsbeziehungen in Neuzeit und Moderne«.
Zum Vortrag
Der italienische Kunstmarkt wurde durch die Französische Revolution und die Koalitionskriege in seinen Grundfesten erschüttert. Zahlreiche alte Adelsfamilien sahen sich gezwungen, Teile ihrer wertvollen Kunstsammlungen oder gar ganze Sammlungen en bloc zu verkaufen, um so Schulden zu begleichen oder neue Steuern zu bezahlen. Zu den wichtigsten Kunden zählten letztendlich die großen Gewinner der ter-ritorialen Neugliederungen nach dem Untergang Napoleons: Preußen, Bayern und Württemberg, die ihre neu entstehenden Nationalmuseums mit „Alten Meistern“ aus Italien bestückten. Daneben traten sie und andere Fürsten als Mäzene für zeitgenössische Künstler auf, deren Stipendien es Nachwuchskünst-lern erlaubte, die obligatorische Studienreise nach Italien zu unternehmen, auf denen sie zahllosen Skiz-zen und Bilder von italienischen Landschaften anfertigten, die heute unsere Museen und auch weiterhin Privatsammlungen zieren. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam eine neue Akteursgruppe hinzu: Rasch reich gewordene Industrielle und Bankiers, die nach dem Vorbild der großen Museen eigene wertvolle Sammlungen aufbauten. Die Italienreise wurde für immer weitere Kreise von Bürgerlichen zu einem „must have“, wobei sie Mustern folgten, die im 17. und 18. Jahrhundert von Adligen als Kavalierstour etabliert wurden. Reisen, Kunstgenuss und Kunstkäufe in Italien wurden so zum Zeichen demonstrativen Luxusgenusses. Auf dem Appenin wurde diese Prozesse mit Sorge verfolgt und die zahllosen Verkäufe mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Kunst ins Ausland als nationaler Verlust empfunden.
Zur Sprecherin
Prof. Dr. Gabriele B. Clemens ist Professorin für Neuere Geschichte und Landesgeschichte an der Univer-sität des Saarlandes. Daneben ist sie Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für die Neueste Geschichte Italiens und der Kommission für Saarländische Landesgeschichte e.V. Zu ihren wichtigsten Publikationen zählen Geschichte des Saarlandes (zusammen mit Wolfgang Behringer, 2009), Geschichte der Stadt Trier (zusammen mit Lukas Clemens, 2007) und Sanctus Amor Patriae. Eine vergleichende Studie zu deutschen und italienischen Geschichtsvereinen im 19. Jahrhundert (2004).
Über die Vortragsreihe
In dieser Vortragsreihe möchte das Forschungskolleg Humanwissenschaft der Goethe-Universität in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung sowie der Villa Vigoni – Deutsch-Italienisches Zentrum für Europäische Exzellenz Schlaglichter auf die lange Tradition deutsch-italienischer Verbindungen werfen und dabei besonders die Wirtschaftsbeziehungen in den Blick nehmen. Ein besonderer Fokus wird dabei auf Frankfurt und Mailand bzw. der Rhein-Main-Region und der Lombardei liegen, zwischen denen sich besonders viele Verknüpfungen zeigen. – Die Konzeption der Vortragsreihe fußt auf den Erkenntnissen einer wissenschaftlichen Tagung, die im Oktober 2017 in der Villa Vigoni stattfand und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Fondazione Cariplo gefördert wurde. – Den Tagungsbericht finden Sie hier.
Die Vortragsreihe wird von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, der Frankfurter Stiftung für Deutsch-Italienische Studien, der Deutsch-Italienischen Vereinigung sowie der Rechtsanwaltskanzlei Dolce Lauda gefördert und steht unter der Schirmherrschaft des italienischen Generalkonsulats Frankfurt am Main.
Das gesamte Vortragsprogramm können Sie hier herunterladen.
Weitere Informationen: Dr. Ellinor Schweighöfer, Projektreferentin (Email: schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de)
Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.
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