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Ausblick auf 2024/25
Fünf Postdoc-Fellows am Kolleg Im September und Oktober begrüßen wir die Kunsthistorikerin Gladys Kalichini, die Politikwissenschaftlerin Clementina Gentile Fusillo und die Philosoph:innen Philip Mills, Belén Pueyo-Ibáñez und Larissa Wallner. Sie werden im akademischen Jahr 2024/25 am Kolleg leben und arbeiten. Clementina Gentile Fusillo hat nach dem Studium an der Universität Triest, der SOAS der University of London und der Universität Neapel 2021 in Politik und Internationale Beziehungen an der University of Warwick promoviert; ihre Dissertation trägt den Titel »On the Virtues of Truth: Generativity and the Demands of Democracy«. Anschließend hat sie in verschiedenen Positionen an den Universitäten Sheffield, Warwick und London gelehrt. Ihr Forschungsprojekt »Power and the Representative. Towards a new normative theory of democratic representation« geht von der Beobachtung aus, dass demokratische Repräsentation heute vor noch nie dagewesenen Herausforderungen steht: nationale Grenzen werden angefochten und verändern ihre Bedeutung, politische Parteien befinden sich ebenso wie die politische Kommunikation in der Krise, und die Rede von einer »postfaktischen Politik« lässt Politiker:innen verzweifeln. Vor diesem Hintergrund wendet sich Gentile Fusillo den Repräsentationstheorien und den vermehrten Forderungen nach einer neuen normativen Begründung von politischer Repräsentation zu. Dabei interessiert sie sich besonders für die Dynamiken der Macht, in die die politischen Repräsentat:innen jeweils eingebunden sind: im Verhältnis zu den Personen, die sie repräsentieren, zur allgemeinen Öffentlichkeit und zu anderen Repräsentant:innen. Clementina Gentile Fusillo ist auf Einladung von Professor Rainer Forst und des von der Alfons und Gertrud Kassel Stiftung geförderten Justitia Center for Advanced Studies Postdoctoral Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Gladys Kalichini ist Kunsthistorikerin und bildende Künstlerin aus Lusaka, Sambia. Nach einem »Master of Fine Arts« promovierte sie 2023 an der Rhodes Universität in Südafrika in den Fächern Kunstgeschichte und Visuelle Kultur. In ihrer wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeit befasst sie sich mit der Geschichte der Befreiungsbewegungen afrikanischer Staaten, mit Erinnerungskultur und der Rolle, die Frauen in der Geschichte und der Geschichtsschreibung einnehmen. Gastaufenthalte und Vortragseinladungen führten sie nach Afrika, Europa und in die USA. Ihre künstlerische Arbeit wird aktuell in Einzelausstellungen in der Fiona and Sydney Myer Gallery in Melbourne, Australien, sowie im Frauen Museum Wiesbaden gezeigt. 2022 wurde sie mit dem renommierten Henrike Grohs Art Award des Goethe-Instituts ausgezeichnet. In ihrem Forschungsprojekt »The Art of Seeing Women in Visual Portrayals of Liberation Movements in Africa« untersucht sie die visuellen Narrative über Befreiungsbewegungen in afrikanischen Ländern, insbesondere in Sambia und Zimbabwe. Ihr Fokus liegt auf der Frage, ob und wie die Beteiligung von Frauen – die in der von einem kolonialen Blick geprägten Geschichtsschreibung meist nicht vorkommen – in den visuellen Narrativen hör- und sichtbar gemacht werden. Gladys Kalichini ist auf Einladung des Forschungsschwerpunktes »Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic World« Postdoctoral Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Philip Mills studierte Philosophie und Französische Literatur an der Universität Lausanne. 2019 promovierte er im Fach Philosophie am Royal Holloway College der University of London. Anschließend lehrte er Französische Literatur und Philosophie an der Universität Lausanne. Ein Gastaufenthalt führte ihn zum Herbstsemester 2022 an die Duke University (North Carolina, USA). Mills ist Autor zahlreicher Aufsätze, die sich mit Fragen an der Schnittstelle von Literatur und Philosophie beschäftigen. Sein Forschungsprojekt »Poetic Forms of Life and Democracy« verbindet Dichtung und Philosophie. Er untersucht, wie zeitgenössische, vor allem französische und amerikanische Dichter:innen neue Lebensformen erfinden und beschreiben oder vorhandene Lebensformen kritisieren und zu verändern suchen. Insbesondere interessiert er sich für das schöpferische Potential, das in der Auseinandersetzung von Dichtung mit ethischen, sozialen und politischen Fragen unserer Zeit liegt, und die Frage, wie poetische Praxis zu einer Transformation von Gesellschaft und demokratischen Lebensformen beitragen kann. Philip Mills ist auf Einladung des Forschungsschwerpunktes »Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic World« Postdoctoral Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Belén Pueyo-Ibáñez hat zunächst Violine und Journalismus in Barcelona studiert und ist nach einem Studium der Kunstgeschichte am Goldsmiths College der University of London an die New School for Social Research in New York gekommen, wo sie einen Masterabschluss in Philosophie erworben hat. 2023 promovierte sie an der Emory University in Atlanta ebenfalls in Philosophie und erwarb dazu ein Zertifikat am »Center for Mind, Brain, and Culture«. Ihre Dissertation wurde als eine der drei besten von den 200 im Jahr 2023 vorgelegten Arbeiten in den Geistes- und Sozialwissenschaften ihrer Universität ausgezeichnet. In ihrem Forschungsprojekt »Rationality in a Polarized Society: Exploring the Socio-Affective Preconditions of Collective Discourse« befasst sie sich mit gesellschaftlichen Diskursen in Zeiten sozialer und politischer Unsicherheit. Sie argumentiert, dass aktuelle Tendenzen der Polarisierung und der Erosion der Demokratie nur unzureichend analysiert werden können, wenn konventionelle, ausschließlich auf Rationalität abhebende Erklärungsmuster angewendet werden. Sie plädiert dafür, den Blick auch auf die Dimension von sozialen Affekten und Gefühlen zu richten. Damit gewinne man nicht nur eine angemessene Beschreibung der Phänomene, sondern auch Ansatzmöglichkeiten für die Rückgewinnung demokratischer Stabilität. Belén Pueyo-Ibáñez ist auf Einladung des Forschungsschwerpunktes »Democratic Vistas. Reflections on the Atlantic World« Postdoctoral Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften. Larissa Wallner hat Philosophie, Jura und Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Sorbonne in Paris studiert. 2023 promovierte sie in Philosophie mit einer Arbeit über das Konzept einer theoretischen Produktivität bei Kant an der LMU München. Ihre aus der Masterarbeit hervorgegangene Studie Dimensionen der Zeit. Die Zeitphilosophie Kants und Husserls ist 2018 im Wiener Passagen Verlag erschienen. Gegenwärtig bereitet sie die Publikation ihrer Dissertation vor. In ihrem neuen Forschungsprojekt »›Future of Democracy‹: Adaptive and resilient democracy« beschäftigt sie sich mit jenen Herausforderungen für die Zukunft der Demokratie, die mit dem Wandel der politischen Kommunikation durch den zunehmenden Einsatz digitaler Informationstechnologien einhergehen. In Auseinandersetzung mit Sheldon S. Wolins Buch Democracy Inc. Managed Democracy and the Specter of inverted Totalitarianism (2008) und Jürgen Habermas‘ Buch Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit (2022) fragt sie danach, wie Demokratien diesen Herausforderungen begegnen können. Dabei greift sie auf Konzepte von Hannah Arendt und Immanuel Kant zurück. Larissa Wallner ist auf Einladung von Professor Rainer Forst und des von der Alfons und Gertrud Kassel Stiftung geförderten Justitia Center for Advanced Studies Postdoctoral Fellow am Forschungskolleg Humanwissenschaften. (FKH - 21.08.2024)
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