Das Forschungskolleg Humanwissenschaften: Veranstaltungen
Mittwoch, 05.12.2018, 19:00 Uhr
Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg
Forschungskolleg HumanwissenschaftenVortrag
Hartmut Leppin (Goethe-Universität)
»Märtyrer und Martyriumsgegner unter frühen Christen«Zum Vortrag
Zahlreiche Märtyrer sind unter den frühen Christen bezeugt, eindrucksvolle Berichte behandeln ihr Verhalten vor Gericht und bei der Hinrichtung. Doch gab es auch Christen, die vor dem Martyrium zurückschreckten. Einige gaben einfach nach, manche entzogen sich durch Tricks und Täuschungsmanöver ihrer Verfolgung, etliche fanden gute Gründe, um sich dem Martyrium zu entziehen. Wieder andere Christen lehnten das Martyrium grundsätzlich ab und sahen darin keinen Beweis des wahren Glaubens. Für diejenigen Gemeinden widerum, die die Bereitschaft zum Martyrium schätzten, war es nicht leicht, diejenigen Christen wieder zu integrieren, die im Gefängnis ihrem Martyrium entgegengesehen hatten und es nicht erlitten hatten, weil z.B. die Verfolgungen abgebrochen wurden. Sie erhoben oft den Anspruch auf ein besonderes Ansehen, das mit den Geltungsansprüchen von Bischöfen in Konflikt geraten konnte, woraus einige Konflikte entstanden. Diese Vielfalt der Debatten um das Martyrium versucht der Vortrag einzufangen, indem er kanonische und nicht kanonische Quellen heranzieht.
Zum Referenten
Prof. Dr. Hartmut Leppin ist Professor für Alte Geschichte an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Leiter des Leibniz-Projektes »Polyphonie des spätantiken Christentums«.
Zum Themenjahr 2018: »Christianisierungen in der Spätantike«<>
Zu den weltgeschichtlich folgenschwersten Entwicklungen der Antike gehört, dass die Mittelmeerwelt christlich wurde. Das ist ein vielschichtiger Prozess, da in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern unterschiedliche Prozesse der Christianisierung stattfanden. So entstanden etwa im Bereich der Sexualethik ganz neue Normen, die nicht die Pflicht zur Kinderzeugung ins Zentrum rückten, sondern die Kontrolle über die eigenen Laster. In anderen Bereichen wie der Philosophie wurden nicht-christliche antike Formen weitergeführt. Ebenso wenig erfolgte die Entwicklung zur Christianisierung des Reiches linear: So führte die Hinwendung Constantin des Großen zum Christentum im Jahr 312 nicht dazu, dass sofort das ganz Reich christlich überformt wurde, vielmehr wurden manche Felder – etwa die kaiserliche Selbstdarstellung – religiös neutralisiert: Man verzichtete darauf, die religiösen Differenzen zu thematisieren.
Das Themenjahr wird von Hartmut Leppin, Professor für Alte Geschichte an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, wissenschaftlich geleitet.
Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter info@forschungskolleg-humanwissenschaften.de.
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