Das Forschungskolleg Humanwissenschaften: Veranstaltungen
Montag, 25.09.2017, 19:00 Uhr
Ort: Forschungskolleg Humanwissenschaften
Historisches Kolleg im Forschungskolleg HumanwissenschaftenVortrag
Lyndal Roper (Oxford)
»Martin Luther – der Zeitgenosse. Bildersturm und Kirchenkritik«Über den Vortrag
Mit dem Ziel, Luthers ganze Persönlichkeit zu verstehen, seine innere Welt und die Beziehungen zu seinen Freunden nachzuvollziehen hat Lyndal Roper seine Schriften und Briefe re-examiniert und in den Archiven vor Ort (u.a. Wittenberg, Mansfeld, Leipzig, Eisenach) über zehn Jahre hinweg zahlreiche Dokumente über Luther und sein Umfeld ausgewertet. Sie schildert den Reformator als Mann, der mit beiden Beinen im Leben stand, als Menschen aus Fleisch und Blut. Für Luther waren der Körper und die Sexualität Teil des Mensch-Seins, er wollte den Körper vom Makel der Sünde befreien. Sein Glaube an die Einheit von Körper und Geist führt zum Kern seiner Theologie, der zu einem der großen Streitpunkte des Christentums werden sollte: Lu-thers unumstößliche Überzeugung, dass Christus bei der Eucharistie leibhaftig anwesend ist. Erst durch die lebendige Darstellung von Luthers innerer Entwicklung wie auch der Entwicklung seiner Beziehungen wird deutlich, warum und wie es zur Reformation kommen konnte. In ihrem Vortrag widmet sie sich vor allem der Haltung Luthers zur Bilderfrage und seine Ablehnung der katholischen Kirche als »Antikatholizismus«.
Zum Themenjahr »Reformationen ‒ Kontinuitäten und Brüche«
Das Themenjahr widmet sich Spezialaspekten der reformatorischen Bewegung in Europa, die sich von Wittenberg ausgehend in ganz Europa verbreitete, aber je unterschiedliche regionale Wirkungen hatte. Deshalb auch ist die enge Verzahnung von Religion und Politik, die eine der wesentlichen Folgewirkungen der Reformation war, in allen Teilen Europas unterschiedlich dicht vollzogen worden. Das ursprünglich geistliche Reformanliegen wandelte sich in dieser Verzahnung zu einem theologiepolitischen; in der Forschung ist deshalb auch oft von einer »politischen Theologie« gesprochen worden. Diese Interpretation soll in einigen öffentlichen Vorträgen thematisiert werden, ist sie doch eine der viel diskutierten und kritisierten »unbeabsichtigten Nebenfolgen« des reformatorischen Aufbruchs. Die daraus abgeleiteten Deutungen u.a. vom stets obrigkeitsgläubigen Lutheraner und dem stets demokratieverbundenen Calvinisten sollen in ihrer Entstehung erklärt werden. Das Ziel des Themenjahrs besteht nicht zuletzt darin, durch die Freilegung solcher zeitgebundener Deutungsmuster den Kern des reformatorischen Anliegens auch für die Gegenwart wieder besser verständlich zu machen.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Kontakt und Information
Ellinor Schweighöfer, Wissenschaftliche Projektreferentin des Historischen Kollegs (schweighoefer@forschungskolleg-humanwissenschaften.de; Tel.: 06172-13977-14)
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