Das Forschungskolleg Humanwissenschaften: Veranstaltungen
Montag, 03.02.2025, 19:00 Uhr
Forschungskolleg Humanwissenschaften, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg, Vortragsraum
Forschungsschwerpunkt »Democratic Vistas«Democratic Vistas Lecture Series: Was heißt »Demokratische Lebensform«?
Heinz Drügh (Goethe-Universität)
»Stilgemeinschaften – Studien zu einem Basiskonzept demokratischer Ästhetik«
Über den Vortrag
Der Begriff der »Stilgemeinschaft«, den der Medienwissenschaftler Jochen Venus vom Bereich der Mode, aus dem er ursprünglich stammt, auf eine Analyse der »Erfahrung des Populären« übertragen hat, spielt eine wichtige Rolle für das Konzept der Gegenwartsästhetik. Der Gedanke schließt an Hannah Arendts New Yorker Vorlesungen zu Kants Kritik der Urteilskraft an. Das demokratisch Interessante an Kants Analyse des ästhetischen Urteils ist laut Arendt, dass es einen Bogen von durch und durch idiosynkratischem Eigensinn zum Gemeinsinn schlägt. Es geht also um die Etablierung einer Redeform, in der ganz und gar Subjektives im ästhetischen Urteil anderen dennoch angesonnen oder zugemutet wird, wie Kant schreibt. Arendt sieht in diesem Vorgang geradezu modellhaft das Verfahren liberaler Demokratie angelegt – den Prozess, Individuen in ihrer Eigenheit zu belassen und doch keine Gesellschaft vereinsamter Individuen zu formieren; im Gegenteil geht es um eine Gesellschaft, die in der Gewährung des Eigensinns ihre Form der Beziehung aller aufeinander angelegt sieht.
Denken Kant und Arendt diesen Prozess als universalistisch (potenziell jeder Mensch ist im ästhetischen Urteil adressiert), so scheinen gegenwärtige Stilgemeinschaften deutlich parzellierter. Fantasy, Black Metal, Science-Fiction, Naturlyrik, Videokunst: Für alles gibt es Spezialisten oder Fans, es gibt Foren für die Vergemeinschaftung – in Printformaten und nicht zuletzt Diskussionsbörsen und Fanforen im Internet. Und dieser Prozess wirkt auch in Kulturbereiche hinein, die viel selbstverständlicher als das Populäre noch von einer Einheit ihres Feldes ausgehen: etwa die eine Literatur. Aber ist dies wirklich Indiz für eine Gesellschaft der Singularitäten, wie das der Soziologe Andreas Reckwitz nennt? Oder prozessiert diese Entwicklung kultureller Ausdifferenzierung immer auch noch Momente des Kant’schen Universalismus (möglicherweise auf unerwartetem Terrain, nämlich jenseits etablierter Begriffe von »Kunst«)?
Der Redner
Heinz Drügh ist Professor für Neuere deutsche Literatur und Ästhetik an der Goethe-Universität Frankfurt. Letzte Buchveröffentlichung: Gegenwartsästhetik (Konstanz University Press, 2023).
Mehr Informationen zur Vortragsreihe finden Sie hier.
Teilnahme und Anmeldung
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E-Mail: anmeldung@forschungskolleg-humanwissenschaften.de
Anmeldeschluss: tba
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